The Crazy Shit World Tour 2027/29
- #Pop
Die verlorene Ehre der Katharina Blum. Oder: wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann – eine Abrechnung mit der Informationspraxis der Springer-Presse, darüber hinaus aber auch ein Text über die Macht der Information und die durch den Missbrauch der Mediensprache entstehende Gewalt.
Dass Böll mit der Erzählung insbesondere auf die Springer-Presse abzielte, markierte bereits das Zitat, das der 1974 erschienenen Erzählung vorangestellt ist: »Personen und Handlung dieser Erzählung sind frei erfunden. Sollten sich bei der Schilderung gewisser journalistischer Praktiken Ähnlichkeiten mit der BILD-Zeitung ergeben haben, so sind diese Ähnlichkeiten weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich.«
Am Abend nach Weiberfastnacht wird Katharina Blum von Polizisten aus dem Bett gezerrt und abgeführt. Ihr einziges Vergehen ist es, eine Nacht mit dem gesuchten Verbrecher Ludwig Götten verbracht zu haben. Wie er – trotz Überwachung – aus ihrer Wohnung entkommen konnte, dazu sagt sie nichts. Mit dieser einen, zufälligen Begegnung gerät Katharina ins Visier der Sensationspresse. Vermutungen, Gerüchte, jedes noch so intime Detail ihres Privatlebens zerrt die ZEITUNG an die Öffentlichkeit, bis Katharina als eigentliche Verbrecherin dasteht. Ihr Arbeitgeber, ihre Familie, Nachbarn – niemand bleibt vom Strudel der Schmutzkampagne unberührt.
Am Ende weiß sich Katharina nur noch mit einer radikalen Handlung zu helfen …
Bölls 1974 erschienene Erzählung (und das darauf beruhende Theaterstück) über mediale Gewalt löste damals eine Diskussion über die Boulevardpresse aus und hat bis heute – in Zeiten von Shitstorms und Cybermobbing – nichts von ihrer Aktualität verloren.