Konzertreihe „Echo des Unerhörten“
Dez
12

Konzertreihe „Echo des Unerhörten“

Palais Ehrbar / kleiner Ehrbar Saal Wien, Österreich
  • #Klassik
0 €

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Palais Ehrbar / kleiner Ehrbar Saal Mühlgasse 28, 1040 Wien, Österreich
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Schätze aus dem Exilarte Zentrum
Das Exilarte Zentrum präsentiert Werke von Antonin Dvořák,
Hans Winterberg, André Singer und Hans Gál. Die Nachlässe von Hans Winterberg, André Singer und Hans Gál befinden sich im Archiv des Exilarte Zentrum.

Hanuš (Hans) Winterberg (Prag, 1901 – 1991, Stepperg / Oberbayern)

Winterberg entstammte einer jüdischen Prager Familie, der Vater war Miteigentümer einer Textilfabrik. Seit seinem neunten Lebensjahr studierte Winterberg Klavier bei Therèse Wallerstein, an der Prager Musikakademie war er Student von Alexander Zemlinsky und Alois Hába. Winterberg heiratete die deutsch-tschechische Pianistin und Komponistin Maria Maschat, 1935 wurde ihre Tochter Ruth geboren. 1944 erfolgte „im Sinne des Reichsehegesetzes“ die Scheidung. Winterberg wurde nach Theresienstadt deportiert, Tochter Ruth in ein Waisenhaus gebracht. Am Ende des Kriegs kehrte Winterberg nach Prag zurück und fand heraus, dass Maria und Ruth aufgrund der Beneš-Dekrete nach Deutschland ausgewiesen worden waren; ihre tschechoslowakische Staatsbürgerschaft wurde annulliert. Als tschechoslowakischer Staatsbürger suchte Winterberg um einen Pass an, um seine musikalischen Manuskripte von Maria Maschat zurückzuholen. 1947 in Deutschland angekommen, entschied er sich, nicht mehr in die Tschechoslowakei zurückzukehren, vermutlich wegen der kommunistischen Machtübernahme 1948. Er fand Arbeit beim Bayerischen Rundfunk, wo man über zwanzig Stunden seiner Musik aufnahm. Nach seinem Tod ließ sein Adoptivsohn den Nachlass bis Dezember 2030 sperren, ein Schritt, der erst 2015 rückgängig gemacht werden konnte.

André (Andreas) Singer (Szabadka (Österreich-Ungarn, später Subotica, Jugoslawien, heute Serbien), 1907 – 1996, New York City)

Singer kam 1925 an die mdw, um bei Joseph Marx Komposition und bei Paul Weingarten Klavier zu studieren. Er arbeitete als stellvertretender Leiter an der Belgrader Oper, später unter dem Namen Otto Andreas in Wien für das von ihm mitbegründete Kabarett Literatur am Naschmarkt als Texter und Komponist sowie als Klavierbegleiter. Von 1936 bis 1938 lebte er in Paris und London und emigrierte dann nach Amerika. In den USA begann er seine Karriere am Theater. Zusätzlich organisierte er mit anderen im Exil Lebenden Kabarettprogramme wie From Vienna und Reunion in New York. Für die Armee stellte er Radioprogramme zusammen. 1946 ging Singer ans Sarah Lawrence College in Bronxville, New York, und unterrichtete auch an der New Yorker New School und am City College Komposition, Klavier, Musikanalyse und -theorie. Seine vielleicht berühmteste Arbeit Canticle of Peace (1957) wurde in Europa mehrfach aufgeführt. Seine über 100 Kompositionen für Orchester, deren Bogen sich vom Opernhaften bis zum Kammermusikalischen spannt, sowie seine Werke für Klavier waren von Literatur, Satire und den bildenden Künsten inspiriert und wurden vom Orchester und den Ensembles des College in und um New York zur Aufführung gebracht.

Hans Gál (Brunn am Gebirge, 1890 – 1987, Edinburgh)

Hans Gál, geboren in Brunn am Gebirge bei Wien, war bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland ein sehr bekannter Komponist und einflussreicher Pädagoge. Er studierte ab 1905 privat Klavier bei Richard Robert sowie von 1909 bis 1911 privat Komposition bei Eusebius Mandyczewski. Im Jahr 1913 promovierte er an der Universität bei Guido Adler. 1915 erhielt er den Österreichischen Staatspreis, dennoch zog er die meisten seiner vor 1920 geschriebenen Kompositionen zurück. Einen großen Erfolg erntete er mit seiner Oper Die heilige Ente, die seit ihrer Uraufführung unter George Szell im Jahr 1923 eine ununterbrochene Reihe von Aufführungen bis zur Machtergreifung Hitlers und der damit verbundenen Absetzung der Oper im Jahr 1933 verzeichnete. Aufgrund von Empfehlungen von Richard Strauss und Wilhelm Furtwängler wurde Gál 1929 Direktor der Mainzer Musikakademie. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland verlor Gál 1933 seine Anstellung in Mainz und flüchtete vorerst nach Wien. Mit dem sogenannten „Anschluss“ Österreichs an Nazi-Deutschland emigrierte Gál 1938 schließlich nach England, wo er 1940 auf der Isle of Man interniert wurde. Von 1945 bis 1965 lehrte er an der University of Edinburgh und gründete mit dem ebenso aus Wien stammenden Rudolf Bing (später Direktor der Met in New York) das Edinburgh Festival. 1957 erhielt er zum zweiten Mal den Österreichischen Staatspreis, kehrte aber nicht mehr nach Österreich zurück. Er verstarb 1987 in Edinburgh. Seine musikschriftstellerischen Arbeiten sind bis heute hoch angesehen, und seine Kompositionen werden seit einigen Jahren wiederentdeckt.

Interpret:innen:
Floris Willem, Geige
Cristina Basili, Violoncello
David Hausknecht, Klavier

Moderation: Gerold Gruber (Gründer von exil.arte und Leiter des Exilarte Zentrum)

Programm:
Antonin Dvořák: Klaviertrio „Dumky“ Nr.4, Op. 90
Hans Winterberg: Sudetensuite
André Singer: Klaviertrio Op.32
Hans Gál: Trio für Violine, Violoncello und Klavier E-Dur op. 18

Dienstag, 12. Dezember 2023, 19 Uhr
Palais Ehrbar – Kleiner Ehrbar Saal
Mühlgasse 28
1040 Wien

Eintritt frei!

Exilarte Zentrum der mdw

Veranstalter von Konzertreihe „Echo des Unerhörten“
Veranstaltungsort von Palais Ehrbar / kleiner Ehrbar Saal
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Palais Ehrbar / kleiner Ehrbar Saal Mühlgasse 28, 1040 Wien, Österreich
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